Mojo Vibes

Gerd Hemmen (org), Christoph Kott (dr), Frank Matthäus (git), Richard Nagy-Mink (vib)

Ein klassisch besetztes Jazzorgel Trio und ein Vibraphon: das sind „Mojo Vibes“ mit ihrem unverwechselbaren Sound und besonderen Groove. Damit knüpfen sie an die große Zeit der Orgel Trios der 1960er Jahre an.

Die Bandbesetzung ergab sich eher zufällig. Als Gerd Hemmen 2012 zum ersten Mal eine digitale Orgel spielte, wusste er sofort: „Das ist mein Instrument!“ Die außerordentlich gute Tonqualität, die sich kaum von einer elektro-mechanischen Orgel unterscheidet, überzeugten ihn. Gerd Hemmen trat in Kassel zunächst als Posaunist auf, spielt aber auch Orgel, Klavier und Tuba. Ihn fasziniert die Möglichkeit, die Orgel als Bass mit der linken Hand zu spielen und mit der rechten Hand Akkorde oder das Thema. „Hier liegt sozusagen alles in einer Hand, da kann nichts schiefgehen“, bemerkt er schmunzelnd. Richard Nagy-Mink, selber Bassist, ergänzt: „Es ist nicht leicht Bass zu spielen. Aber wenn Gerd spielt, groovt es und das mit links.“

Richard Nagy-Mink und Gerd Hemmen verbinden langjährige musikalische Erfahrungen u.a. in verschiedenen Duos. Sie hatten sich vorübergehend aus den Augen verloren. Als Gerd Hemmen die Orgel für sich wiederentdeckte, hatte sich auch Richard Nagy-Mink neu orientiert; nach Geige, Gitarre, Schlagzeug und Kontrabass hatte er sich mit dem Vibraphon inzwischen einen Jugendtraum erfüllt. Die beiden begegneten sich wieder und begaben sich alsbald auf eine Reise in neue Klangwelten. Mit Christoph Kott, Orchestermusiker mit Begeisterung für Jazz, folgten erste Auftritte. Ihre Musik ließ Gitarrist Frank Matthäus, freier Musiker und Instrumentallehrer, aufhorchen. Als er sie auf einer Feier spielen hörte, fragte er spontan, ob er in der Band mitspielen dürfe. Er durfte und das Zusammenspiel harmonierte sofort.

Die klassische Jazzorgel-Formation plus Vibraphon erweist sich als Glücksfall. Die Klangfarben der Instrumente passen sehr gut zusammen und lassen sehr variable Spielkombinationen zu. Thema, Begleitung und Solo können in einem Stück unter den einzelnen Instrumenten mehrfach wechseln, jedes Instrument kann mit jedem anderen spielen. „Aber bloß nicht alle auf einmal! Das klingt matschig. Die Rollenaufteilung zwischen den Instrumenten muss klar sein, damit es transparent klingt“, sagt Gerd Hemmen.

Musikalisch orientiert sich die Band an großen Vorbildern wie Jimmy Smith und seinem Orgel Trio aus den 1960er Jahren sowie den Jazzgitarristen Pat Metheny und John Scofield. Auch das in gleicher Besetzung auftretende Quartett mit Big John Patton an der Orgel und Bobby Hutcherson am Vibraphon dient der Inspiration. Bei „Mojo Vibes“ entstehen die Arrangements während der Proben und dabei wird vieles nach Gehör entschieden. Es muss grooven, da sind sich alle einig und sie legen großen Wert auf rhythmische Akzente: „Es darf funky und groovig sein, das Ganze soll Biss haben und nicht vor sich hinplätschern.“

Die Band tritt in Kassel und Umgebung auf. Beim ersten Auftritt im Theaterstübchen 2015 ergab sich die Gelegenheit, die von Markus Knierim gerade erworbene Hammond B3 zu spielen, ein besonderes klangliches Spielerlebnis für die Musiker. Ein Jahr später wartete das Publikum am selben Ort auf das James Carter Organ Trio, dessen Ankunft sich wegen eines Schneesturms in den USA erheblich verzögerte. Gerd Hemmen und Richard Nagy-Mink sprangen ein und überbrückten die Zeit, bis die großen Meister eintrafen. „Wir wurden jedenfalls nicht von der Bühne gejagt“, erinnern sich die beiden. Warm anziehen mussten sich die Musiker wirklich einmal bei einem Auftritt im Freibad Harleshausen bei sehr niedrigen Temperaturen. Sie trotzten der Kälte und spielten mit Mütze und Schal. Vor Kurzem trat die Band zusammen mit der Querflötistin Veronika Kraneis auf.

Es gibt Zukunftspläne: eigene Stücke schreiben und häufiger auftreten, auch über die Region hinaus. Dafür fehlt im Moment aufgrund beruflicher Verpflichtungen die Zeit. Das nächste Programm ist in Vorbereitung; es wird neue Stücke von John Scofield geben und Richard Nagy-Mink meldet seinen Wunsch an, Balladen zu spielen. Die Musiker sind auch grundsätzlich offen für freie Improvisation. Man darf gespannt sein, wohin die Reise dieser Band geht.

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Stand: Oktober 2019; Foto: privat