„Ella elle l’a“

Man könnte 2017 als Jubeljahr ‚100 Jahre Jazz‘ feiern, nicht nur, weil die erste Jazzschallplatte vor 100 Jahren aufgenommen worden ist, worüber ich in der letzten Jazzpost berichtet habe, sondern weil auch viele wichtige JazzmusikerInnen 1917 geboren wurden. Dazu gehört z.B. Thelonius Monk, dessen 100ster Geburtstag allerdings noch vor uns liegt (10.10.), weswegen ich mir seine Würdigung für die Oktober-Jazzpost aufhebe.

Schon im April wäre allerdings Ella Fitzgerald (25.04.1917 – 15.06.1996) 100 Jahre alt geworden. Mein ansonsten sehr verlässliches Jazz-Lexikon – ich zitiere, wie ihr wisst, hin und wieder daraus –  nennt allerdings 1918 als Geburtsjahr; meine Recherchen haben indes ergeben, dass alle anderen wichtigen Chronisten sich über 1917 einig sind. Gehen wir also davon aus.

Ella ist – vielleicht neben und nach Billie Holiday – die Jazzsängerin überhaupt! (vgl., auch zum Folgenden, Spiegel Online v. 24.04.2017). Die Jazz-Diva verfügte über einen größeren Stimmumfang als die meisten Opernsängerinnen und konnte ihre Stimme spielerisch über drei Oktaven hinauf- und hinabwandern lassen. Sie improvisierte atemberaubende Dialoge mit Instrumentalsolisten und bezauberte Experten und Publikum.

Neben der großen Anerkennung, die sie unter Kollegen, Fach- und Fanpublikum genoss, verblüfft ihre immense Beliebtheit bei ‚Nichtjazzern‘. Sie hatte weltweit Anhänger, die ihren Nachnamen kaum kannten. Die britische Virgin Encyclopedia of Jazz bezeichnete sie als „beliebteste Jazzsängerin mit Nicht-Jazz-Publikum“. Dazu gehörten auch Musiker aus der klassischen Zunft, wie der Opern-und Liedsänger Dietrich Fischer-Dieskau, selbst beileibe kein Jazzfan, der nach einem Matinee-Auftritt in Washington D.C. 1974  nach New York zu einem Konzert von Ella Fitzgerald eilte. Einen Abend mit Ella wollte auch er sich nicht entgehen lassen.

Bezeichnend, dass sie sogar von  Popmusikern besungen wurde, etwa von France Gall mit Michel Bergers „Ella elle l’a“.