Rundfunk-Jazzorchester

Was wäre die deutsche Jazzszene ohne die (Radio-)Big-Bands, hier rhetorisch gefragt, aber einer näheren Betrachtung wert. Sie gestalteten seit den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland bis heute das musikalische Leben mit.  Die vier großen Rundfunk-Jazzorchester sind für die Szene von großer Bedeutung. Sie bringen den Jazz einem breiten Publikum nahe und bieten versierten Musikern einen festen Arbeitsplatz und damit den finanziellen Hintergrund, um auch weniger lukrative Projekte ins Leben zu rufen zu können.

Die Arbeit der NDR Big Band zeichnet sich durch besondere Kontinuität aus. Bis 1980 von Franz Thon, daraufhin von Dieter Glawischnig und seit 2008 von Jörg Achim Keller geleitet, konnten anspruchsvolle Jazzproduktionen verwirklicht werden.

Ähnlich künstlerisch umtriebig präsentiert sich die WDR Big Band. Nach Kurt Edelhagen wurde sie von Werner Müller, Jerry van Rooyen und Bill Dobbins geleitet und steht derzeit unter der Ägide von Michael Abene.

Die aus Erwin Lehns Südfunk-Tanzorchester hervorgegangene SDR Big Band, später SWR Big Band, hält unter wechselnder Leitung die Waage zwischen Jazz- und Unterhaltungsprojekten.

Die hr Big Band war zunächst als Tanzorchester des Hessischen Rundfunks unter Willy Berking der Unterhaltung verpflichtet, entwickelte sich aber seit den 1970er-Jahren mit Hilfe der Leiter Heinz Schönberger, Kurt Bong, Jörg Achim Keller und Örjan Fahlström (seit 2008) zum angesehenen Jazzorchester. (vgl. Verbindungsbüro des Goethe-Instituts)

Ein deutscher  Musiker, den viele in einer Reihe mit den genannten Big Band Leitern sehen, Max Greger (* 2. April 1926 in München), ist in der Nacht auf den 15. August in München gestorben.
In meinem Jazz-Lexikon – ich habe es immer mal wieder erwähnt und aus ihm zitiert – kommt nach „Sonny Greer“ direkt „Al Grey“. Max Greger hat kein Stichwort in diesem Werk. Dabei war er doch einer der ersten Deutschen, die schon kurz nach Kriegsende in amerikanischen Offizierscasinos jazzten; gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Hugo Strasser war er  ein Pionier der deutschen Swing- und Jazzszene der Nachkriegszeit.  Schon früh schaffte er es, mit Jazz-Größen wie Woody Herman, Stan Kenton und Lionel Hampton zu spielen. Er musizierte tagsüber mit dem Enzian-Sextett hauptsächlich Schlager und Volkstümliches für den Bayerischen Rundfunk und abends als Max-Greger-Sextett Swing und Jazz in den amerikanischen Clubs. Vielleicht ist es dieser, später noch zunehmende, Hang (oder kommerzielle Zwang) mit Produktionen wie ‚Auf Bergeshöhen‘, ‚Verliebte Trompeten‘, ‚Keiner küßt wie Du‘ etc., der Greger den Jazz-Ritterschlag verwehrte, auch wenn er unter anderem mit Louis Armstrong und Duke Ellington auf der Bühne stand. Greger gehörte nicht zu den  Radio-Big-Band-Leitern, war allerdings bei Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens als Bandleader dabei. Bis 1977 war er ständiger Gast bei großen ZDF-Liveshows.
Zur Würdigung Gregers muss natürlich seine Erkennungsmelodie des ZDF-Sportstudios erwähnt werden, die er im Stile Count Basies einspielte, nicht ohne dessen berühmte „Unterschrift“, das chromatisch aufsteigende pling pling pling, zu zitierten